Stellungnahme zur Missbrauchsstudie – es braucht Veränderungen

Seit dem 12. September ist es offiziell. Wir wissen definitiv von 1002 Missbrauchsfällen in der Kirche Schweiz und ihrem Umfeld. Und wir hören, dass dies wohl nur die Spitze des Eisbergs ist. Wir wissen definitiv von 921 Menschen, die in ihrer körperlichen und psychischen Integrität verletzt und sexuell missbraucht wurden. 921 Schicksale! Sprachlos und betroffen hören und lesen wir von all der sexuellen Gewalt, von der systematischen Vertuschung und der Bagatellisierung durch die Katholische Kirche.

Mehr zu diesem Projekt finden Sie hier: missbrauch-kath-info.ch

Wir als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als Seelsorgerinnen und Seelsorger, als Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger können nichts davon ungeschehen machen. Doch wir können und wollen hinschauen, das Dunkel aushalten und tun, was jetzt möglich ist. Wir stehen auf der Seite der Opfer und sprechen uns für eine unabhängige Anlaufstelle aus. Wir stehen ein für eine Kirche, die ihre Strukturen, ihr Amtsverständnis, ihre Führungspraxis sowie ihre Sexualmoral überdenkt. Wir erwarten, dass die Institution Kirche auch in der Schweiz rasch weitere grosse Schritte macht, um solches in Zukunft wo immer möglich zu verhindern und den Opfern beizustehen.

Der Pfarreileitung und der Kirchenpflege sind keine Übergriffe in der Pfarreien Guthirt und St. Paul in Vergangenheit und Gegenwart bekannt.

Wir als Pfarreien und Kirchgemeinde engagieren uns für eine Kirche, die den Menschen dient, die Verletzlichen schützt und unterstützt und eine lebendige, glaubwürdige Glaubensgemeinschaft ermöglicht. In unseren Pfarreien und der Kirchgemeinde gilt «Nulltoleranz» rund um das Thema Missbrauch und sexuelle Übergriffe. Darum wurde auf Diözesanebene und bei uns auch bereits einiges unternommen, um sexueller Gewalt vorzubeugen. Wichtig ist uns die regelmässige Sensibilisierung sowie die obligatorische Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Auch freiwillig Mitarbeitende, die in sensiblen Bereichen tätig sind, haben diese Weiterbildungen zu besuchen.

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen künftig bei ihrer Anstellung und danach regelmässig einen Strafregisterauszug und einen Sonderprivatauszug vorlegen. Zusätzlich zum Anstellungsvertrag unterschreiben sie eine Selbstverpflichtung zum Schutz vor sexueller Belästigung und sexueller Ausbeutung.

Es braucht aber auch unsere Aufmerksamkeit, unser Hinschauen, klare Leitlinien und eine offene Kultur, um heikle Fragen frühzeitig anzusprechen. Alle, die Verantwortlichen, die Mitarbeitenden und die Pfarreiangehörigen sind angehalten, sensibel zu reagieren und in konkreten Verdachtsmomenten oder bei eigenen Erfahrungen die entsprechenden Meldestellen und Angebote zu nutzen.

Wenn Sie Anliegen und Fragen haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

Stefan Schmitz für das Seelsorgeteam / Trudy Mangold für die Kirchenpflege

Offener Brief des Bischofs